Dienstag, November 04, 2008

Wirtschaftskrise, Teil 1

EIn kleines Doppelposting zum Untergang des Abendlandes (ich weiß, ein bischen spät, aber ich wollte ja sicher gehen daß wirklich alles den Bach runter geht und es nicht nur ein Kommafehler ist oder so).

Zuert mal eine treffliche Aufarbeitung der Geschehnisse in Gedichtform:

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.


Und da hat nicht jemand in den letzten Wochen die Nachrichten studiert und sich Gedanken dazu gemacht, ne ne!
Quelle:
Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "Die Weltbühne"

Es ändert sich eben doch nix...
(Danke an TBA für den Hinweis)

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